Bei den Titelei-Seiten gibt es eine Seite namens »Frontispiz«. Woher kommt der Begriff und was bedeutet er?
Ein Autor, der sein Buch selbst veröffentlichen möchte, sollte wissen, was Frontispiz bedeutet – zumindest dann, wenn so eine Frontispiz-Seite für sein Buch relevant wäre.

Ursprung in der Architektur
- Ursprünglich bezeichnete „frontispicium“ im Lateinischen die Vorderseite eines Gebäudes, also die Fassade.
- Besonders bei Tempeln oder großen Häusern war die dekorative Vorderansicht wichtig, oft mit Säulen, Ornamenten oder einem Giebel.
- Später, im Renaissancebau, wurde diese Idee der kunstvollen Vorderansicht stilbildend – man wollte schon außen zeigen: Hier ist etwas Wertvolles innen!
Übertragung auf Bücher
- Mit der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jh. wurde das Buch selbst zum „Gebäude des Wissens“.
- Die Drucker übernahmen den Begriff „Frontispiz“, um die vordere, oft kunstvoll gestaltete Seite eines Buches zu beschreiben.
- Funktion des Frontispiz im Buch:
- Zierde – es zeigt Figuren, Allegorien oder Symbole, die das Buchthema widerspiegeln.
- Statussymbol – besonders bei teuren Büchern signalisierte es Prestige.
- Orientierung – es markiert den Beginn des Buches und enthält oft den Titel, Autor und Erscheinungsort.
Typische Gestaltung
- Ein Frontispiz war oft ein Kupferstich oder Holzschnitt.
- Es konnte den Autor porträtieren, historische Szenen zeigen oder symbolische Darstellungen enthalten, z. B. die vier Kontinente, Götter oder wissenschaftliche Allegorien.
- Manchmal war es so prächtig, dass man meinte, das Buch beginne bereits mit einem kleinen „Kunstwerk“.
Bedeutungsverschiebung
- Ursprünglich also architektonisch → Buchgestaltung.
- Heute wird „Frontispiz“ fast ausschließlich für die Buchillustration vor dem Text verwendet, während die Architektur-Bedeutung fast vergessen ist.



