Die deutsche Buchpreisbindung

Buchpreisbindung in Deutschland: Schutz der Kultur oder Hemmnis für den Markt?

Die Buchpreisbindung ist ein einzigartiges Instrument des deutschen Buchmarkts. Während viele Produkte dem freien Spiel von Angebot und Nachfrage unterliegen, gilt für Bücher in Deutschland ein gesetzlich geregelter Festpreis.
Was auf den ersten Blick widersprüchlich zum freien Markt erscheint, dient in der Praxis dem Schutz der kulturellen Vielfalt.
Wie funktioniert diese Regelung? Was bedeutet sie für Verbraucher, Verlage, Buchhandlungen – und wie steht es um verschiedene Ausgabeformate wie E-Books oder Taschenbücher?

buchcover

Was ist die Buchpreisbindung?

Die Buchpreisbindung bedeutet, dass Bücher in Deutschland zu einem festen Preis verkauft werden müssen. Das heißt: Ein bestimmter Titel hat in jedem Buchladen, Online-Shop oder auf einer Messe denselben Preis – unabhängig von Rabatten oder Sonderaktionen.

Gesetzliche Grundlage

Die gesetzliche Buchpreisbindung ist im Buchpreisbindungsgesetz (BuchPrG) geregelt. Es trat im Jahr 2002 in Kraft und gilt für Bücher, die in Deutschland erscheinen und in deutscher Sprache veröffentlicht werden. Ziel ist es, eine flächendeckende Versorgung mit Büchern zu sichern und die kulturelle Vielfalt zu erhalten.

Bücher-Edition Blaes

Wie wird die Buchpreisbindung angewendet?

Preisfestsetzung

Der Verlag oder Selfpublisher/Autor legt den Endverkaufspreis für jedes neue Buch fest. Dieser Preis ist dann für alle Händler verbindlich. Die Preisbindung gilt ab dem Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Wichtig: Die Buchpreisbindung gilt so lange, wie das Buch lieferbar ist oder bis Verlag oder Selfpublisher sie offiziell aufhebt oder ändert. Es gibt keine gesetzliche Mindestdauer für die Preisbindung – die oft zitierte Frist von 18 Monaten ist ein überholtes Branchenmissverständnis.

Der Preis darf also jederzeit vom Verlag oder Autor neu festgesetzt oder aufgehoben werden. Voraussetzung ist, dass diese Änderung öffentlich bekannt gemacht wird, etwa über das Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB).

Kontrolle und Sanktionen

Die Einhaltung der Preisbindung wird durch den Börsenverein des Deutschen Buchhandels und das Bundeskartellamt überwacht. Verstöße – etwa durch Rabattaktionen oder kostenlose Zugaben, die den Preis mindern – können abgemahnt und mit Geldbußen belegt werden.

Warum gibt es die Buchpreisbindung?

Schutz der Buchkultur

Die Buchpreisbindung soll sicherstellen, dass auch kleine, unabhängige Buchhandlungen eine Überlebenschance gegenüber großen Handelsketten und Online-Giganten wie z. B. Amazon haben. Durch denselben Preis für alle können Kunden unabhängig vom Verkaufsort einkaufen – Service, Beratung und Sortiment treten in den Vordergrund, nicht der Preis.

Förderung der Vielfalt

Durch gesicherte Einnahmen können Verlage auch wirtschaftlich weniger rentable Werke – z. B. Nischenliteratur, Lyrik oder anspruchsvolle Sachbücher – veröffentlichen. Damit soll die kulturelle Vielfalt im Buchmarkt erhalten bleiben.

Stabile Vertriebsstruktur

Deutschland hat eine der dichtesten Buchhandlungsnetze weltweit. Ohne Preisbindung würde sich der Wettbewerb auf wenige große Anbieter konzentrieren (z. B. Amazon). Kleine Läden müssten schließen, was besonders in ländlichen Regionen problematisch wäre.


Buchpreisbindung für verschiedene Ausgabeformate

Die Buchpreisbindung gilt nicht nur für gedruckte Bücher, sondern auch für andere Ausgabeformen – allerdings mit Ausnahmen und Besonderheiten.

Hardcover und Taschenbuch

Beide unterliegen – jeweils – der Preisbindung. Auch wenn das Taschenbuch oft später erscheint, legt der Verlag dafür einen eigenen Preis fest – unabhängig vom Hardcover. Beide Ausgaben haben also unterschiedliche Verkaufspreise.

Taschenbuch-Hardcover

E-Books

Auch E-Books unterliegen der Buchpreisbindung, sofern sie inhaltsgleich mit einem gedruckten Buch sind. Der Verlag muss auch hier einen festen Endverkaufspreis setzen. Für Leser bedeutet das: Auch digitale Bücher haben in allen Shops denselben Preis. Der sich – normalerweise – vom Preis für die gedruckte Ausgabe unterscheidet.

e-reader

Hörbücher unterliegen in der Regel nicht der Buchpreisbindung

Details zur Buchpreisbindung:

Die Buchpreisbindung gilt laut dem Buchpreisbindungsgesetz (BuchPrG) für:

  • Bücher
  • E-Books
  • Musiknoten
  • Kartenwerke

Hörbücher gelten nicht als Bücher im Sinne des BuchPrG, sondern eher als Tonträger oder elektronische Medien. Daher:

  • CDs, MP3s oder Downloads von Hörbüchern sind nicht preisgebunden.
  • Der Anbieter (Verlag oder Händler) kann den Preis eines Hörbuchs frei festlegen und jederzeit ändern.

Ausnahme:

Wenn ein Hörbuch fest mit einem Buch gebündelt ist (z. B. als „Buch + Hörbuch“-Paket), kann es unter die Preisbindung fallen – das ist aber ein Sonderfall.


Buchpreis ändern

Man darf den Buchpreis jederzeit ändern, aber er muss dann wieder bei allen Anbietern derselbe sein.

Subskriptionspreis

Lesern, die ein Buch vorab bestellen, kann ein sogenannter Subskriptionspreis eingeräumt werden, also ein Vorverkaufsrabatt. Er darf maximal 25 % vom normalen Verkaufspreis betragen.

Buchpreis aufheben

Was bedeutet es, den Buchpreis aufzuheben – und was hat es mit 18 Monaten auf sich?

Wenn ein Buch in Deutschland erscheint, muss Verlag oder Selfpublisher einen festen Ladenpreis festlegen – dieser gilt dann für alle Verkaufsstellen.

Den Preis aufheben bedeutet:

  • Der Verlag oder Autor erklärt offiziell, dass das Buch nicht mehr preisgebunden ist.
  • Danach dürfen Händler den Preis frei bestimmen (z. B. rabattieren, als Mängelexemplar verkaufen oder verramschen).

Wichtig: Die Preisaufhebung muss öffentlich dokumentiert werden, z. B. im Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB).


Was hat es mit den 18 Monaten auf sich?

Es gibt keine gesetzliche Verpflichtung, einen Buchpreis mindestens 18 Monate lang beizubehalten. Die Zahl 18 Monate spielt in der Praxis trotzdem eine Rolle:

Sie stammt aus einer brancheninternen Selbstverpflichtung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Die Idee dahinter: Bücher sollen mindestens 18 Monate preisgebunden bleiben, um dem Buchhandel Planungssicherheit und faire Marktbedingungen zu bieten.

Diese Regel ist nicht rechtlich bindend, wird aber besonders von Verlagen und Barsortimenten häufig eingehalten.


Was passiert nach der Preisaufhebung?

  • Das Buch ist nicht mehr preisgebunden, darf also zu jeglichem Preis verkauft werden.
  • Händler können eigene Preise festlegen, z. B. Restposten abverkaufen, Rabatte gewähren, Paketangebote machen usw.
  • Das Buch kann nun auch gebraucht-ähnlich oder als Sonderangebot vertrieben werden.

Für Selfpublisher bedeutet das z. B. die Möglichkeit, ein älteres Buch dauerhaft zu rabattieren oder zu Werbezwecken günstiger anzubieten.


Zusammengefasst

BegriffBedeutung
Preis aufhebenDer Verlag/Autor gibt bekannt, dass das Buch nicht mehr der Preisbindung unterliegt.
18 MonateBranchenempfehlung – keine gesetzliche Pflicht. Nach dieser Zeit ist eine Preisaufhebung gängige Praxis.
Vorher aufheben?Ja, möglich – rechtlich erlaubt, aber mit möglichen Folgen im Handel.
Nach AufhebungHändler dürfen den Preis selbst bestimmen. Das Buch ist „frei“ verkäuflich.

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