Professioneller Buchsatz: manuelle Bearbeitung

Professioneller Buchsatz – was ist das eigentlich?

Die Feinheiten des professionellen Buchsatzes: manuelle Bearbeitung als Qualitätsmerkmal.

Professioneller Buchsatz ist weit mehr als das bloße Verteilen von Text auf einer Buchseite. Er erfordert ein gerüttelt Maß an typografischem Feingefühl, technisches Know-how und ein Auge für Ästhetik. Besonders die manuelle Bearbeitung spielt eine entscheidende Rolle, um ein harmonisches Schriftbild und eine optimale Lesbarkeit zu erzeugen. Auch Profi-Programme wie InDesign können keine Wunder vollbringen. Denn sie arbeiten mit Algorithmen, ich hingegen arbeite mit meinen Augen.

Grundlagen des professionellen Buchsatzes

Guter, also professioneller Buchsatz zeichnet sich durch eine ausgewogene Typografie, eine durchdachte Gliederung und ein optisch ansprechendes Layout aus. Folgende Aspekte sind dabei wichtig:

  • Wahl der Schriftart: Die richtige Schriftart trägt maßgeblich zur Lesbarkeit und zum ästhetischen Eindruck bei.
  • Zeilenabstand und Zeichenabstand: Ein ausgewogener Zeilen- und Zeichenabstand verbessert das Leseerlebnis und verhindert »optisches Stolpern«.
  • Blocksatz und Flattersatz: Während der Blocksatz für einen klassischen Buchlook sorgt, kann der Flattersatz in bestimmten Publikationen, wie Lyrikbänden, stilistisch sinnvoll sein. Bei Romanen ist Blocksatz üblich.
  • Silbentrennung und Wortabstände: Eine feine Abstimmung dieser Faktoren verhindert Lücken und unschöne Trennungen im Textfluss.

Manuelle Silbentrennung: wichtige Feinarbeit für ein harmonisches Gesamtbild

Automatische Silbentrennung ist in vielen Fällen eine erste Hilfe, doch sie führt oft zu unschönen Trennungen, die den Lesefluss stören oder den Text schwerer verständlich machen. Hier kommt die manuelle Silbentrennung ins Spiel. Ich setze sie gezielt ein, um unästhetische oder verwirrende Trennungen zu vermeiden.

Beispiel eines Manuskriptes, das ich momentan bearbeite. InDesign hat das Wort »Allee« korrekt getrennt:

Allee 1


Ich finde diese Trennung allerdings nicht »schön«. Deshalb habe ich sie korrigiert.

Alle 2

Warum die korrigierte Trennung besser ist, brauche ich wohl nicht zu erläutern …

Weiteres Beispiel – im selben Manuskript

original

Hier das Ergebnis der manuellen Trennung:

ohne Spationierung

Weil InDesign beim Einschalten des »Absatzsetzers« immer den gesamten Absatz berücksichtigt, sind die Wortabstände in der dritten Zeile in meinen Augen zu groß – auch wegen der Gedankenstriche. Deshalb habe ich eine weitere manuelle Korrektur durchgeführt:

Spationierung 5 1

Was habe ich gemacht?
Ich habe den gesamten Buchstabenabstand – die sogenannte Spationierung – dieses Absatzes minimal reduziert.

Das Leserauge nimmt diesen Unterschied in seiner Feinheit nicht wahr, aber der Grauwert dieses Absatzes als solcher hat sich positiv verändert.

Was ist ein Grauwert bei Buchsatz?

»Grauwert« ist ein Begriff aus der Typografie und Drucktechnik, der die visuelle Dichte eines Textblocks beschreibt. Er ergibt sich aus der Balance zwischen Schriftgröße, Zeilenabstand, Wortabstand und der Zeichenverteilung eines Textes. Ein gleichmäßiger Grauwert sorgt für eine angenehme Lesbarkeit und ein harmonisches Gesamtbild.

Eigennamen

Natürlich kennt ein Programm keine Eigennamen. Demzufolge trennt es auch wieder nach Algorithmen. So wie hier:

trennung 1

Der Mann heißt »Hagenström«. Also muss ich diese – falsche – Trennung manuell korrigieren:

trennung 2

Fazit

Professioneller Buchsatz lebt von Liebe zum Detail. Automatisierte Prozesse erleichtern den Buchsatz, doch erst die manuelle Bearbeitung – sei es bei der Silbentrennung, der Feintypografie oder der Absatzgestaltung – macht ein Buch wirklich zum Lesegenuss. Aus diesem Grund darf es in einem Buch auch keine Hurenkinder geben. Denn das Auge liest immer mit …

hurenkind
Das schlinmmste Hurenkind, das ich je gesehen habe

Wer Wert auf hohe Qualität lim Buchsatz egt, sollte nicht auf diese Feinheiten verzichten. Denn nur auf diese Weise wird aus einfachem Textsatz ein professioneller Buchsatz.

Mein ganz persönliches Fazit

Viele Autoren (ich behaupte sogar: nahezu alle) haben keine Ahnung von dem, was professionellen Buchsatz ausmacht.

Aus genau diesem Grund habe ich diesen Artikel geschrieben. Denn dass mal einer auf die Idee kommt, sich zu bedanken, erlebe ich selten.

Aber: Ich erlebe es! Zum Beispiel hat mein Autor Jan Ristau geschrieben:

meinungsfreiheit-buch

Vielen Dank auch noch einmal für Ihre Arbeit. Ich bin vom Buchsatz, vom Titelbild und von dem ganzen Layout immer noch sehr begeistert!

Diese Worte sind Wertschätzung der aufrichtigen Art. Und darüber freue ich mich sehr, denn: Jeder Mensch braucht Wertschätzung! Sie ist Nahrung für die Seele.

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