Buch selbst veröffentlichen = die häufigsten Fehler

Das eigene Buch selbst zu veröffentlichen – die häufigsten Fehler und wie man sie vermeiden kann

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Immer mehr Autoren veröffentlichen ihre Bücher selbst. Die Gründe dafür sind hauptsächlich:

Technologische Möglichkeiten: Plattformen wie Amazon Kindle Direct Publishing oder Tolino haben Self-Publishing stark vereinfacht.

Mehr Kontrolle: Autoren behalten die volle kreative Kontrolle über ihr Werk – vom Inhalt über das Cover bis zum Veröffentlichungszeitpunkt.

Höhere Gewinnmargen: Ohne Verlag bleibt ein größerer Anteil der Verkaufserlöse beim Autor.

Schnellerer Veröffentlichungsprozess: kein langes Warten auf Verlagsentscheidungen oder Lektorate – das Buch kann deutlich schneller veröffentlicht werden.

Flexibilität: Autoren können ihr Marketing und ihre Zielgruppen direkt ansprechen und anpassen.

Vielfalt & Nischen: Self-Publishing ermöglicht es, auch ungewöhnliche oder sehr spezielle Themen zu veröffentlichen, die Verlage oft nicht bedienen.


Allerdings gibt es beim Veröffentlichen des eigenen Buches einige Dinge zu beachten:

Worauf es bei der Veröffentlichung eines Buches ankommt

Zielgruppe klar definieren

  • Fehler: „Mein Buch ist für alle.“
  • Profi-Ansatz: Vor dem Schreiben (!) eine präzise Zielgruppenanalyse machen: Wer genau liest mein Buch? Alter, Interessen, Genrevorlieben, Kaufverhalten. Schreibstil, Inhalt und Marketing gezielt daran ausrichten.

Marketing & Sichtbarkeit als strategisches Projekt

  • Fehler: Spontan ein paar Social-Media-Posts machen.
  • Profi-Ansatz: Einen Launch-Plan entwickeln: Vorab-Leser gewinnen (Newsletter, ARC-Exemplare), Social-Media-Kampagne vorbereiten, Presseverteiler aufbauen, Buchblogger gezielt ansprechen.
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Professionelle Qualität der Inhalte sichern

  • Fehler: „Meine Freunde lesen drüber, das reicht.“
  • Profi-Ansatz:
    • Lektorat: Stil, Logik, Struktur optimieren.
    • Korrektorat: Grammatik, Rechtschreibung, Interpunktion fehlerfrei machen.

Professioneller Buchsatz

  • Fehler: „Ich formatiere das schnell selbst.“
  • Profi-Ansatz:
    • Professioneller Buchsatz: Für Print perfekte Lesbarkeit (Schriftwahl, Zeilenabstand, Satzspiegel).
    • E-Book-Optimierung: Saubere Formatierung für Kindle, Tolino, Apple Books.
    • ISBN, Impressum, rechtliche Vorgaben korrekt umsetzen.

Durchhaltevermögen und Projektmanagement

  • Fehler: Auf halbem Weg die Motivation verlieren.
  • Profi-Ansatz: Realistische Deadlines setzen, Zwischenziele definieren, To-Do-Listen führen. Auch nach Veröffentlichung weiter am Ball bleiben und intensive Pressearbeit durchführen..

Häufige Fehler – und wie Profis sie vermeiden

Kein professionelles Lektorat
→ Profi: Holt sich mind. einen erfahrenen Lektor, der Genre-Know-how mitbringt.

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Unpassendes oder amateurhaftes Cover
→ Profi: Beauftragt einen Coverdesigner, der Genretrends kennt und verkaufspsychologisch arbeitet.

Zu frühe Veröffentlichung
→ Profi: Testleser, mehrere Überarbeitungsrunden, Korrektorat – erst dann Veröffentlichung.

Fehlendes Marketingkonzept
→ Profi: Startet Marketing Monate vor Veröffentlichung, baut eine Community auf.

Unrealistische Erwartungen
→ Profi: Plant ein langfristiges Autoren-Branding und rechnet mit kontinuierlichem Aufbau statt Sofort-Bestseller.

Unklare Positionierung
→ Profi: Titel, Untertitel, Klappentext und Cover kommunizieren glasklar Genre und Nutzen/Unterhaltung.

Technische Nachlässigkeiten
→ Profi: Nutzt professionelle Satzsoftware oder beauftragt einen Buchsetzer.

Zu viele Plattformen gleichzeitig
→ Profi: Fokussiert sich auf eine Hauptplattform (z. B. Amazon KDP) für den Launch und expandiert danach.

Typische „Profi vs. Amateur“-Beispiele

  • Amateur: „Mein Cover mache ich selber.“
    Profi: „Mein Cover folgt den Genre-Standards, nutzt verkaufspsychologische Farbcodes und wurde von einem erfahrenen Buchcover-Designer gestaltet.“
  • Amateur: „Ich habe nur einmal Korrektur gelesen.“
    Profi: „Ich habe Lektorat, Korrektorat und mehrere Testleser-Runden durchlaufen.“
  • Amateur: „Ich lade einfach hoch und warte.“
    Profi: „Ich habe eine vorgeplante Marketingkampagne, eine Mailingliste und Influencer-Kooperationen im Voraus gebucht.“

Checkliste für den Buch-Release – in 6 Phasen gegliedert.

Phase 1 – Vorarbeit & Strategie

  1. Zielgruppenanalyse
    • Definiere glasklar, wer dein Buch liest (Alter, Interessen, Genre, Kaufverhalten).
    • Analysiere Bestseller im selben Genre: Cover, Klappentexte, Preisgestaltung.
  2. Marktanalyse
    • Prüfe Konkurrenz & Trends (z. B. Amazon-Rankings, Social-Media-Hashtags).
    • Identifiziere/definiere, was dein Buch anders/besser macht.
  3. Branding & Positionierung
    • Lege Autorenmarke, Farbschema, Tonalität fest.
    • Wähle Buchtitel, Untertitel und ein genre‑konformes Coverkonzept.

Phase 2 – Schreib- und Überarbeitungsprozess

  1. Manuskriptentwicklung
    • Schreibe die Rohfassung ohne Perfektionismus.
    • Halte dich an einen festen Schreibplan.
  2. Überarbeitung
    • Erste Eigenkorrektur: Logik, Spannung, Figurenentwicklung.
    • Inhaltliche Straffung – keine „Lieblingssätze“ aus falscher Sentimentalität behalten.
  3. Testleser-Runden
    • 5–10 Personen aus Zielgruppe (nicht nur Freunde!)
    • Feedback strukturiert einholen (Fragebogen erstellen).
  4. Professionelles Lektorat
    • Inhalt, Stil, Logik professionell prüfen lassen.
    • Genre-Erfahrung des Lektors sicherstellen.
  5. Korrektorat
    • Letzte Fehler in Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung beseitigen.

Phase 3 – Produktionsphase

  1. Covergestaltung
    • Profi-Designer mit Genre-Referenzen beauftragen.
    • Cover muss auch in Miniaturansicht (Online-Shops) wirken.
  2. Buchsatz
    • Print: professioneller Satzspiegel, gut lesbare Schrift.
    • E-Book: fehlerfreie HTML-/EPUB-Formatierung.
  3. ISBN & rechtliche Angaben
    • ISBN beantragen (bei Selfpublishing oft über Plattform).
    • Vollständiges und juristisch korrektes Impressum und evtl. erforderliche Urheberrechtshinweise (z. B. Fotograf des Titelbildes)

Phase 4 – Marketingvorbereitung

  1. Autoren-Plattform aufbauen
    • Website/Blog, Social-Media-Profile.
    • Newsletter mit kostenlosen Leseproben oder Bonusmaterial.
  2. Rezensionsexemplare
    • Blogger, Bookstagram, BookTok, Presse.
    • ARC-Exemplare (Advanced Reader Copies) frühzeitig versenden.
  3. Launch-Plan
    • Veröffentlichungstermin festlegen.
    • Aktionen planen: Gewinnspiele, Lesungen, Live-Streams, Interviews.

Phase 5 – Launch

  1. Veröffentlichung
    • Upload auf gewählte Plattform (z. B. Amazon KDP, Tolino).
    • Preisstrategie: Launch-Angebot für erste Woche kann Sichtbarkeit steigern.
  2. Marketing-Offensive
    • Social-Media-Posts, Newsletter, Interviews, bezahlte Anzeigen.
    • Aktiv auf Rezensionen reagieren (dankbar, nicht defensiv).

Phase 6 – Nach dem Launch

  1. Langfristige Sichtbarkeit
    • Regelmäßig Content liefern (Blog, Social Media).
    • Kooperationen mit anderen Autoren oder Influencern.
  2. Analyse
    • Verkaufszahlen, Ranking, Klickzahlen auswerten.
    • Strategie anpassen für nächstes Buch.

Viele Selfpublisher nutzen Microsoft Word für den Buchsatz, weil es naheliegend ist: Man kennt das Programm, es kostet nichts extra, und man denkt: „Ein Buch zu setzen kann ja nicht so schwer sein …“
Das Problem dabei: Word ist ein Textverarbeitungsprogramm, kein professionelles Satzwerkzeug – und genau da liegt der Knackpunkt.



Blogartikel über den Unterschied zwischen Word und InDesign.

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Warum ein professionelles Satzprogramm besser ist

Layout-Genauigkeit

  • Word: Bricht Zeilen und Seiten oft unvorhersehbar um, je nach Drucker oder PDF-Export. Dadurch können unschöne „Hurenkinder“ (einzelne Wörter am Seitenanfang) oder „Schusterjungen“ (Einzelzeilen am Seitenende) entstehen.
  • Profiprogramm (z. B. InDesign, Affinity Publisher): Bietet exakte Kontrolle über Umbrüche, Silbentrennung, Abstände und Satzspiegel – und das druckerunabhängig.

Typografie-Qualität

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  • Word: Begrenzte Schrift- und OpenType-Funktionen, keine professionelle Feinjustierung von Laufweite (Kerning) oder Zeilenabstand.
  • Profi: Feine typografische Details wie Ligaturen, optischer Randausgleich, Laufweitenkorrektur, Zeilentrennung – das macht den Text optisch ruhiger und professioneller.

Stabilität bei langen Projekten

  • Word: Je länger das Dokument, desto höher das Risiko für Formatierungsfehler, verrutschte Abbildungen oder zerschossene Inhaltsverzeichnisse.
  • Profi: Arbeitet mit „Misterseiten“ und Stilvorlagen, die selbst bei 500+ Seiten stabil bleiben.

Druck- und E-Book-Kompatibilität

  • Word: PDF-Export oft nicht im professionellen „Druck-PDF“-Standard (CMYK, Beschnittzugabe, PDF/X-Standard).
  • Profi: Kann exakt die Datenformate ausgeben, die Druckereien erwarten – inklusive Schnittmarken, Farbprofilen und Beschnitt.

Zeitersparnis bei Änderungen

  • Word: Änderungen können das ganze Layout verschieben, sodass man mühsam Seite für Seite neu prüfen muss.
  • Profi: Änderungen werden automatisch ins gesamte Dokument übertragen, ohne das Layout zu zerstören.

Wirkung beim Leser

  • Word: Laien erkennen zwar oft nicht bewusst, warum ein Buch „seltsam“ wirkt, aber sie spüren es: falsche Abstände, unruhiger Satz, unharmonische Seiten.
  • Profi: Professioneller Satz sorgt dafür, dass der Leser den Text genießen kann, ohne dass das Layout stört – das ist unbewusste Verkaufspsychologie.

Fazit:
Mit Word kann man ein Buch technisch druckbar machen – aber es wirkt fast immer amateurhaft.


Ein professionelles Satzprogramm liefert ein sauberes, optisch ruhiges Layout, das beim Leser den Eindruck hinterlässt: „Hier handelt es sich um ein hochwertiges und professionell erstelltes Buch.“


Verschiedene Blogartikel zum Thema Buchsatz


Zum Schluss gibt es noch einen wichtigen Punkt:

Die Wahl der geeigneten Druckerei

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Die Wahl der Druckerei ist ein oft unterschätzter, aber relevanter Schritt im Selfpublishing-Prozess. Hier ein paar wichtige Punkte, die Autoren dabei beachten sollten, damit sie keine bösen Überraschungen erleben:

Wichtige Tipps auf der Suche nach der für das Buchprojekt passenden Druckerei im Selfpublishing:

Qualität prüfen: Lass dir unbedingt Musterexemplare schicken! Druckqualität, Papier, Farbtreue und Bindung sind entscheidend für den Eindruck beim Leser.

Kosten vergleichen: Achte nicht nur auf den Stückpreis, sondern auch auf Versandkosten, Mindestbestellmengen und mögliche Zusatzkosten (z. B. für einen Probedruck des eigenen Buches).

Flexibilität bei Auflagen: Manche Druckereien bieten Kleinstauflagen (Print-on-Demand), andere verlangen Mindestmengen. Je nachdem, wie viele Bücher du brauchst, kann das entscheidend sein.

Druckzeit & Lieferzeit: Gerade bei zeitkritischen Veröffentlichungen ist es wichtig zu wissen, wie schnell die Druckerei liefert.

Service & Kommunikation: Eine gute Druckerei antwortet schnell, berät dich zu Format, Bindung und bietet Support bei Problemen.

Nachhaltigkeit: Für viele Leser wird nachhaltiges Drucken immer wichtiger. Frage nach umweltfreundlichen Materialien und Produktionsweisen.

Bewertungen & Empfehlungen: Lies Erfahrungsberichte anderer Autoren und frag in Autorengruppen nach bewährten Druckereien.


Wichtige Druckerei-Fakten, die oft vergessen werden:

Individuelle Formate:
Nicht jede Druckerei erlaubt Sonderformate – einige arbeiten nur mit Standardgrößen. Wenn dein Buch z. B. ein individuelles Format haben soll, unbedingt vorher checken!

Offsetdruck vs. Digitaldruck:
Offsetdruck eignet sich für große Auflagen (wirtschaftliche Stückkosten) und überzeugt durch hohe Qualität und Farbtreue.

Digitaldruck ist ideal für kleine Auflagen oder Print-on-Demand, aber manchmal mit Qualitätsunterschieden. Nicht jede Druckerei bietet beide Verfahren an.

Bindetechniken:
Fadenheftung ist die hochwertigste und langlebigste Bindung und eine Buchbindungsmethode, bei der einzelne Seiten- oder Buchblock-Lagen mit Faden zusammengenäht werden. Diese genähten Lagen werden dann im Buchrücken fest mit dem Einband verbunden.

Vorteile:
– sehr robust und langlebig
– Buch lässt sich flach öffnen, ohne zu brechen
– hohe Qualität, oft bei Hardcover-Büchern verwendet

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Fadenheftung

Viele Druckereien bieten Fadenheftung aber nicht an, da sie auf Klebebindung spezialisiert sind.

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Klebebindung – oben gut, unten schlecht

Für Bücher, die lange halten sollen, ist Fadenheftung aber oft ein Muss. Für Kochbücher beispielsweise, weil sie normalerweise oft benutzt werden. Außerdem hat Fadenheftung ein anderes (flacheres) Aufschlagverhalten als die Klebebindung.

Kurz gesagt:
Digitaldruck = schnell, flexibel, für kleine Stückzahlen

Offsetdruck = höchste Qualität und kostengünstig bei großen Stückzahlen

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