Ist Lesen anstrengend?

Der Geschäftsführer des Diogenes-Verlags hat vor einiger Zeit der FAZ ein Interview gegeben – zum Thema Bücher und Lesen. Dabei meint er u. a., wir sollten »aufhören, Lesen als etwas Anstrengendes zu betrachten«.

Noch nie habe ich Lesen als etwas Anstrengendes betrachtet, und ich lese schon seit sehr vielen Jahren. Als Kind bin ich nie ohne Buch ins Bett gegangen, und normalerweise habe ich zwei bis drei Bücher pro Woche gelesen. Dabei habe ich immer Äpfel gegessen. Nicht einen Apfel, sondern mehrere. Drei bis fünf waren es mindestens. Je spannender die Lektüre, desto mehr Apfelgriebse lagen auf meinem Nachttisch.

Also, ich habe Äpfel schnabuliert und gelesen. Quer Beet. Für mich war Lesen nie anstrengend, im Gegenteil. Die Bücher haben mich in andere Welten entführt. Und genau das soll ein Buch machen: den Leser führen … entführen. Wohin auch immer, Hauptsache ist, er wird gut unterhalten.

Bin eben mal zu meinem Regal gegangen und hab drei meiner ältesten Bücher rausgekramt. Ergebnis: ein sehr altes Lesebuch aus dem Jahr 1914 (war, als ich es bekam, bereits antiquarisch), ein Märchenbuch und – natürlich – Robinson Crusoe.

buecher

Heutzutage lese ich immer noch. Viel. Und ich mache das vorzugsweise abends im Bett. Gottseidank habe ich neben meinem Futon viel Platz für Lesestoff – der kontinuierlich zunimmt, denn ich kaufe ständig neue Bücher.

nachttisch

Ergattere ich ein Buch, das mich besonders gut unterhält, weil es

1. gut geschrieben ist (das Wichtigste für mich),
2. eine kreative Geschichte zu erzählen hat,

freue ich mich jeden Abend darauf, ins Bett zu gehen. Momentan lese ich mit Vergnügen »Der Faun«. Wie der Name vermuten lässt, ist der Antagonist ein Faun, und die Protagonistin verliebt sich in ihn. Spannende, unterhaltsame und vergnügliche Lektüre! Ich liebe die Sprache der Autorin. So schreibt sie z. B. in einer Szene, dass ein »… schläfriger Wind Sonnensprenkel unter einen Baum fallen lässt …“ Schön!

Also, ich lese gern. Und wenn ein Buch mich anstrengt (sh. 1. Absatz), lese ich es nicht, sondern trage es zum örtlichen Büchertauschkasten. Bücher zu lesen sollte nicht anstrengen, sondern Spaß bereiten.

Renate Blaes
Renate Blaes
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2 Kommentare

  1. „Apfelgripsche“, den Ausdruck für Apfelbutzen kannte ich noch nicht.
    Ich persönlich mag es ganz gerne, wenn Lesen anstrengend ist, wenn mich ein Buch etwas herausfordert und es mir nicht zu leicht macht. Aber zugegeben, zwischendurch mag ich auch etwas, das sich flüssig und leicht wegliest, aktuell z. B. „Romeo oder Julia“ von Gerhard Falkner.

  2. Liebe Leo, Bücher, die zum Nachdenken und Reflektieren anregen, mag ich auch, aber ich empfinde die Lektüre dann nicht als anstrengend.
    Angestrengt hat mich das Buch des hochgelobten deutschen Preisträgers von 2017. Seine „Widerfahrnis“ war das reinste Ärgernis für mich, weil ich ständig den Eindruck hatte, dass der Autor sich sehr gemüht hat, sich so geschwollen wie möglich auszudrücken. Ich sage nur „Libellenschuhe“. Ich hatte es mir vorsorglich als Ebook gekauft und konnte es wieder zurückgeben. Ich liebe kreative Formulierungen, übertrieben „anspruchsvolle“ hingegen schätze ich gar nicht.

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