Was ist denn ein Drabble?

kurze kurzgeschichte

Heute ist mir ein Wort begegnet, das ich bislang nicht kannte: Drabble

Drabble

Drabbles sind kleine Kurzerzählungen, die mit nur 100 Wörtern eine vollständige Geschichte erzählen.

Das Drabble entstand in der Science-Fiction-Fandom-Kultur der 1980er-Jahre, heute findet man Drabbles in allen Genres und Formen der Literatur. Die Herausforderung, eine Geschichte in so wenigen Worten zu erzählen, erfordert Präzision, Kreativität und oft auch eine überraschende Wendung am Ende.

Autoren, die Drabbles schreiben, müssen Meister des Wortes sein. Jedes Wort muss sorgfältig gewählt werden, um maximale Wirkung zu erzielen. Die Begrenzung auf 100 Wörter fordert die Kreativität heraus und zwingt den Verfasser, präzise und effektiv zu schreiben.

Der Begriff “drabble” entstand angeblich in den 1980er-Jahren durch eine Gruppe von britischen Science-Fiction-Autoren, die sich in einem Pub in Birmingham trafen. Der Schriftsteller Monty Python, Mark O’Brian, prägte den Begriff, als er eine Herausforderung für die Gruppe vorschlug: Jeder sollte eine Geschichte schreiben, die genau 100 Wörter lang ist. Dies wurde dann als “Drabble” bezeichnet, wobei der Name von einer fiktiven Maßeinheit für eine kurze Geschichte abgeleitet wurde. Die Idee hinter einem Drabble war es, eine vollständige Handlung in sehr begrenztem Raum zu präsentieren, was eine gewisse Kunstfertigkeit erforderte. Der Begriff wurde schnell populär und fand seinen Weg in die Fan-Fiction-Community und später auch in andere literarische Kontexte.

Merkmale eines guten Drabbles

Prägnanz: Ein Drabble besteht typischerweise aus genau 100 Wörtern. Jedes Wort muss daher sorgfältig gewählt sein, um die Geschichte effektiv zu erzählen.

Vollständige Handlung: Trotz der begrenzten Wortzahl sollte ein Drabble eine vollständige Handlung präsentieren, die einen Anfang, einen Mittelteil und einen Abschluss hat. Es sollte eine klare Entwicklung oder Wendung geben, die den Leser fesselt.

Eindeutige Charaktere: Da ein Drabble nur wenig Platz für Beschreibungen bietet, sollten Charaktere schnell und effizient eingeführt werden. Jedes Wort, das zur Charakterisierung verwendet wird, sollte sorgfältig gewählt sein, um eine starke Wirkung zu erzielen.

Emotionalität: Trotz der Kürze sollte ein Drabble eine emotionale Resonanz beim Leser erzeugen können. Dies kann durch geschickte Verwendung von Sprache, Atmosphäre und Handlungselementen erreicht werden.

Einprägsamer Schluss: Ein Drabble sollte idealerweise mit einem starken und einprägsamen Schluss enden, der die Geschichte abrundet und dem Leser zum Nachdenken anregt.

Beispiel eines Drabbles

Die morsche Bank
Die Sonne versank in Zeitlupentempo hinter den Hügeln, als Annegret auf der morschen Bank am Fluss saß. Ihr Herz wog schwer vom Gewicht ihrer wirren Gedanken. Sie stand auf, schlurfte die wenigen Schritte zum Ufer, bückte sich, ließ ihre Finger durch das Wasser gleiten und spürte die Jahre ihrer Ehe vorbeiziehen wie das Gewässer unter ihr. Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich. Arthur war gekommen, um Abschied zu nehmen. Gesprochen wurde nicht, nur ein letzter Blick, der mehr sagte als Worte. Dann verschwand ihr Mann in der Dunkelheit, und Annegret wusste, dass sie ihn soeben zum letzten Mal gesehen hatte.

Es gibt auch Drabble-Varianten: Double-Drabble (200 Wörter), Triple-Drabble (300 Wörter) und Quad-Drabble (400 Wörter).

Weitere Varianten: Schnapsdrabbles zu jeweils 111, 222, 333 oder 444 und Straßendrabbles zu 123, 234, 345 und 456 Wörtern.

Deutlich kürzer als ein Drabble ist die kürzeste Kurzgeschichte aller Zeiten, die angeblich Hemmingway geschrieben hat.

Ein Kommentar

  1. Als gebürtiger Fastostfriese ist solch ein Redeschwall nur Sabbelei in Romanlänge 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert