Unbeliebter Tipp für Autoren

Das eigene Manuskript zu überarbeiten ist bei vielen Autoren erfahrungsgemäß sehr unbeliebt. Das ist bedauerlich und zwar aus zwei Gründen:

  • Das Manuskript (gründlich und selbstkritisch) zu arbeiten, kann großen Spaß machen.
  • Ein nicht überarbeitetes Manuskript macht keinen Spaß, weder dem Lektor noch dem Leser.

Wenn Sie Ihr Manuskript – endlich – fertiggestellt haben, dann freuen Sie sich wie Bolle. Das ist nur allzu verständlich. Aber mit der Fertigstellung eines Manuskriptes allein ist es noch lange nicht getan. Denn nun beginnt der nächste und sehr wichtige Schritt: die Redaktion Ihres eigenen Werkes. Bei mir persönlich dauert es übrigens doppelt so lange – aber das eigene Manuskript feinzuschleifen, macht mir enorm viel Spaß. Denn dann ist der kreative Druck weg und ich kann in aller Seelenruhe Formulierungen verbessern, Wörter streichen und/oder ersetzen, Satzbau modifizieren und so weiter. Ja, das Lektorat eines eigenen Manuskriptes macht wirklich Spaß. Ich verstehe überhaupt nicht, warum die meisten (Anfangs)Autoren das nicht so sehen. Denn die großen Literaten haben alle sehr viel Zeit in die Feinarbeit gesteckt!

Also: Lesen Sie Ihr Manuskript aufmerksam durch. Am besten lesen Sie laut, denn auf diese Weise stolpert man am schnellsten über Fehler und/oder stilistische Ungereimtheiten.

Lassen Sie unbedingt ein Korrekturprogramm drüber laufen!

Drucken Sie Ihr Manuskript aus – auf Papier gedruckt finden Sie Fehler schneller als auf dem Bildschirm. Warum das so ist, weiß ich nicht, aber es ist so!

Arbeiten Sie Ihr Manuskript nicht nur aufmerksam, sondern auch (selbst)kritisch durch. Und das Ganze machen Sie bitte mindestens zweimal! Sie werden sich beim zweiten Mal sehr wundern, wieviel Sie beim ersten Durchgang übersehen haben.

Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede. Ich habe schon einige Bücher geschrieben und sehr viele Texte verfasst. Deshalb kann ich verlautbaren:

Die Überarbeitung eines Manuskriptes nimmt mindestens (!) soviel Zeit in Anspruch wie das Schreiben als solches.

Ich weiß, das werden einige Autoren jetzt nicht besonders amüsant finden. Aber es ist nun mal Fakt. Vor allem unter dem Aspekt, ein Manuskript abzugeben, von dem man sagen kann: Ich habe mein Bestes gegeben! Und dazu gehören eben nun mal mindestens zwei Korrekturdurchläufe.

Die Einstellung: Der Lektor/die Lektorin wirds schon richten – ist übrigens keine gute Einstellung. Außerdem ist sie falsch.

Ein Lektor ist nicht dazu da, Rechtschreib- und Grammatikfehler oder dahingehudelte Formulierungen auszumerzen, sondern dem Manuskript den letzten Feinschliff zu geben!

Also: lesen/redigieren Sie Ihr Manuskript aufmerksam und kritisch. Die Lektorin/der Lektor und nicht zuletzt die Leser werden es Ihnen danken.


P. S.: Ein von Fehlern wimmelndes Manuskript zu lektorieren, macht keine Freude! Freude macht ein gut geschriebenes Manuskript, dem man mit kompetenter Finesse den Feinschliff verpassen kann. Am Endergebnis haben dann alle Freude: Erst der Autor, dann der Lektor und schließlich der/die Leser …

3 Kommentare

  1. Liebe Renate,

    bei mir ist es anders. Ich finde den handwerklichen Teil des Schreibens und des Lektorierens öde, wenn ich natürlich den Wert des Textverbesserung zu schätzen weiß.
    Wenn ich mich hinsetze, ist das Buch im Kopf längst fertig, was im Augenblick dazu führt, dass ich an drei Texten gleichzeitig arbeite, weil mich die Themen so faszinieren- an einer Fortsetzung meines Krimis mit Ted Miller, über das langsame Sterben eines jungen Mannes, der mit Freunden noch eine letzte Reise nach Italien unternimmt, und die fiktive Biographie einer großen Operndiva.
    Wahrscheinlich wir alles in meinem Schreibtisch landen, aber es tut mir gut, Geschichten zu erzählen.

    Uwe

  2. Hi Renate,
    ich geb mein Bestes! Immer! Den Rest musst du besorgen, denn in Sachen Rechtschreibung bist du einfach kaum zu bezwingen.

    Freu mich auf die weitere Zusammenarbeit und gute Besserung an „Kralle“! 🙂
    Rogo

  3. Lieber Uwe, Geschichten zu erzählen … ja, das tut gut.
    Und mir tut auch noch gut, nach erzählter Geschichte in aller Muße daran herumzufeilen.
    Bin schon gespannt auf deine nächsten Werke!

    Liebe Grüße
    Renate

    Lieber Rogo,
    in Sachen Rechtschreibung verfüge ich über Nachschlagewerke, Korrekturprogramme und das Internet.
    „Kralle“ geht es prima, die Zehe sieht fast wieder aus wie neu … die Heilkraft von Katzen ist erstaunlich!
    Liebe Grüße vom Ammersee nach Landsberg
    Renate

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