Was einen guten Text ausmacht

Zur Zeit bin ich mit der Endkorrektur eines Manuskriptes beschäftigt. Es ist sehr gut geschrieben, interessant, spannend und emotional. Aber es weist alle typischen Fehler auf, die ein unerfahrenen Autors gern macht:

– zu viele Ausrufungszeichen
– zu viele Doppelpunkte
– zu viele Ellipsen (Auslassungspunkte)
– zu viele Füllwörter

Füllwörter im Text vermeiden

Was die Füllwörter betrifft, ein paar Beispiele:

  • … sehe ich eine Menschenversammlung vorm »Spital« (es gleicht eher einem größeren Wohnwagen), und ich vermute, das könnte länger dauern, was mir auch nichts ausmacht, denn, zugegeben, bin ich lieber irgendwo draußen als im Büro.
  • … zu allem Überdruss beginnt es auch schon wieder leicht zu regnen.
  • Trotzdem schadet wohl ein Apfel mit Blei ab und zu sicher nicht …
  • … bestehe ich aber doch darauf, dass er meine mitgebrachte Spritze verwendet.

Überflüssige Wörter streichen

Die im vorigen Absatz blau markierten Wörter tauchten innerhalb einer halben Seite auf, und ich habe sie alle gestrichen, denn sie sind völlig überflüssig. Darin liegt die Kunst eines Autors: einen Text so zu formulieren, dass er klar und knackig ist. Der Leser muss sofort verstehen, was gemeint ist. Aber alle Wörter, die dafür nicht notwendig sind, braucht es nicht, denn sie stören den Lesefluss eher, als dass sie ihn erleichtern. Und darin liegt eine der Aufgaben einer Lektorin: überflüssige Wörter zu erkennen – und zu löschen.

Dass auch ich zu Füllwörtern neige, sieht man deutlich an vorigem Absatz – die blau markierten Wörter sind nicht nötig.

Lektorat?

Das erwähnte Manuskript wurde übrigens bereits von einem anderen Lektor bearbeitet. Hier habe ich darüber berichtet. Dass er viele nicht besonders »glückliche« Formulierungen übersehen hat, ist eine Sache. Dass er über 200 schwerwiegende Fehler übersehen hat, steht auf einem anderen Blatt. Deshalb kann ich nur wiederholen: Gutes, professionelles und engagiertes Lektorat erfordert Zeit. Und nicht zuletzt Freude an der Arbeit.

Fehlerteufel!

PS: Dass trotz engagierter und aufmerksamer Arbeit Fehler übersehen werden, muss man (ich) zähneknirschend in Kauf nehmen. Das erwähnte Manuskript habe ich dreimal gelesen, trotzdem entdecke immer wieder Fehler. Es ist zum Mäusemelken mit dem Fehlerteufel! Aufgrund der weit verbreiteten und virulent zunehmenden Rechtschreibschwäche fallen übersehene Fehler aber vermutlich kaum jemandem auf. Das tröstet – wenigstens ein bisschen. Trotzdem wird das fertige Manuskript noch von einem Korrektor gelesen. Denn je Fehler weniger ein Buch hat, desto besser.

Trotzdem gilt der Satz eines befreundeten Verlegers: »Ein Buch ohne Fehler ist ein Mythos.«

Wichtig: professioneller Buchsatz

Was man beim Buchsatz alles falsch machen kann und sehr häufig falsch gemacht wird, ist in diesem Blogartikel beschrieben.

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