Die 12 häufigsten Fehler beim Buchsatz

Fehler beim Buchsatz sind gang und gäbe. Die häufigsten zeige ich in diesem Blogartikel.

Fehler beim Buchsatz

Dass Autoren ihre Bücher selbst veröffentlichen, ist längst nicht mehr neu. So kam mein erstes selbst veröffentlichtes Buch vor rund 30 Jahren auf den Markt. Mittlerweile erscheinen in Deutschland mehr Bücher von Self-Publishern als von Verlagen.

Einige davon stehen Verlagsprodukten in nichts nach. Vielen davon allerdings sieht man an, dass ein Laie am Werk war.

Typische Fehler beim Buchsatz

Beim Buchsatz kann man sehr viel falsch machen. Hier zeige ich die 12 häufigsten Fehler.

1. Kommaplatzierung bei wörtlicher Rede

Bei vielen Manuskripten, die ich bearbeite, ist das Komma bei wörtlicher Rede falsch gesetzt, nämlich VOR dem schließenden Anführungszeichen.

Falsch:

»Ich komme heute früher nach Hause,« sagte Fritz.

Richtig:

»Ich komme heute früher nach Hause«, sagte Fritz.


Das Komma muss nach dem Anführungszeichen gesetzt werden, nicht davor.

In vielen Manuskripten wird auch bunt gemischt: Mal ist das Komma korrekt, mal ist es falsch.

2. Komma vergessen bei wörtlicher Rede

Falsch:

»Lass uns einen Ausflug unternehmen« sagte Alfred.

Richtig:

»Lass uns einen Ausflug unternehmen«, sagte Alfred.

Nach der wörtlichen Rede steht das abschließende Anführungszeichen direkt am Text. Erst danach wird das Komma gesetzt.

3. Klein geschriebenes Wort bei vollständigem Satz nach Doppelpunkt

Falsch:

Grund für die Kündigung: er hat die Miete nicht bezahlt.

Richtig:

Grund für die Kündigung: Er hat die Miete nicht bezahlt.


Das erste Wort eines vollständigen Satzes nach einem Doppelpunkt beginnt mit einem Großbuchstaben.

4. Falsch gesetzte Ellipse

In vielen Manuskripten ist die Ellipse (Auslassungszeichen) falsch gesetzt. Ersetzt eine Ellipse ein ganzes Wort, wird sie mit Leerzeichen eingefügt. Davor + danach.

Also nicht:

Es war einmal…

Sondern:

Es war einmal …

Oft wird die Ellipse auch mit drei Punkten gesetzt. Das ist nicht korrekt, denn man setzt keine drei Punkte (oder mehr – kommt oft vor), sondern nimmt dafür das Ellipsezeichen.

Bei vielen Schriftarten ist der Unterschied allerdings kaum zu erkennen. Bei der Art Rotis zum Beispiel sieht man so gut wie keinen.

ellipse rotis

Bei der Academia dagegen sieht man den Unterschied deutlich. Welche Variante »schöner« ist … darüber könnte man trefflich diskutieren.

ellipse academia

Eine korrekte Ellipse setzt man:

WINDOWS: Alt-Taste + 0133

MAC: Alt-Taste + Punkt-Taste

Der Ellipse habe ich übrigens einen ganzen Blogartikel gewidmet, denn es gibt etliches dazu zu sagen.

5. Du/Dein/Dich/Dir

Du, Dein, Dich, Dir schreibt man in Dialogen nicht groß, genau das wird aber in vielen Manuskripten gemacht.

Nicht korrekt:

»Wenn Du jetzt gehst, brauchst Du nie wieder hier aufzutauchen.«

Korrekt:

»Wenn du jetzt gehst, brauchst du nie wieder hier aufzutauchen.«

Hinweis: Du, Dein, Dich, Dir etc. schreibt man nur in persönlichen Briefen/E-Mails groß. Angeblich ist das der Höflichkeit geschuldet.

6. Falsch platzierte Anführungszeichen

Typografische Anführungszeichen werden in deutschen Texten so gesetzt, dass das eröffnende Zeichen unten platziert ist. Oft finde ich es oben, und das ist nicht korrekt! (Wie das zustande kommt, ist mir übrigens ein Rätsel …)

Anfuehrungszeichen

7. Unterschiedliche Anführungszeichen

Bei einem professionellen Satzprogramm kann man bei den Datei-Einstellungen wählen, welche Art von Anführungszeichen man gern hätte: typografische Anführungszeichen (Gänsefüßchen) oder Chevrons, auch Guillemets genannt.

Typografische Anführungszeichen

typografische anfuehrungszeichen

Chevrons

chevrons

Welche Art von Anführungszeichen man wählt, bleibt jedem selbst überlassen.

Beim Buchsatz werden normalerweise Chevrons verwendet.
Grund: Im Gegensatz zu den typografischen Anführungszeichen reichen sie nicht bis unter oder über die Grundlinie des Textes, sie dienen also der Ästhetik des Schriftbildes.

Hat man sich für eine Art von Anführungszeichen entschieden, muss man sie auch konsequent verwenden, also nicht ein Wort oder einen Satz mit den typografischen Anführungszeichen versehen, und den nächsten dann mit Chevrons.

Noch schlimmer ist es, ein Wort oder einen Satz vorn mit einem typografischen Anführungszeichen zu beginnen, und hinten ein Chevron zu setzen, wie in folgendem Bild.

chevron gemischt

8. Falsche Anführungszeichen innerhalb einer wörtlichen Rede

Oft gibt es bei Manuskripten Zitate innerhalb einer wörtlichen Rede. Und oft sehen sie so aus:

buchsatz

Das ist nicht korrekt! Ein Zitat innerhalb einer wörtlichen Rede wird nur mit halben Anführungszeichen gekennzeichnet.

halbe chevrons

9. Punkt bei wörtlicher Rede

Bei einer wörtlichen Rede setzt man den Schlusspunkt vor das schließende Anführungszeichen.

Falsch ist demzufolge:

»Setzt man einen ganzen Satz in Anführungszeichen, so steht der Punkt vor dem schließenden Anführungszeichen«.

Richtig ist:

»Setzt man einen ganzen Satz in Anführungszeichen, so steht der Punkt vor dem schließenden Anführungszeichen.«

Die folgenden drei Punkte sind keine wirklichen Fehler, aber der Buchsatz ist unprofessionell und deshalb auch typisch für unerfahrene Autoren:

10. Zu großer Zeilenabstand

Schriftgröße: 11 Punkt, Zeilenabstand: 18 Punkt

typografie-Buchsatz

Das Beispiel ist nicht mit dem Originaltext erstellt, sondern mit einem aus dem Internet geladenen Blindtext (Blindtextgenerator). Dieser Blindtext spiegelt aber exakt den Originaltext – mit all seinen kleinen, aber ganz typischen Anfängerfehlern. Was aber nicht verwundert, denn woher soll ein unerfahrener Autor wissen, was er bei professionell gesetzten Buchsatz beachten muss. Beim Satzspiegel fängt es an.

Satzspiegel-buchsatz

Ränder zu klein, Zeilenabstand zu groß

Für meinem Geschmack ist der Randabstand bei der oben gezeigten Doppelseite zu klein und der Zeilenabstand etwas zu groß. Hier mein Vorschlag (mit bereits korrigierten Fehlern): dieselbe Schriftgröße: 11 Punkt, Zeilenabstand: 15 Punkt, Ränder etwas breiter. Die Seitenzahl steht nicht so dicht unter der letzten Zeile.

typografie-Buchsatz

11. Typofehler

Nr. 1 – Unterschiedliche Anführungszeichen.
Das ist vermutlich passiert beim Tausch normaler Anführungszeichen gegen Chevrons. (Chevrons sind Anführungszeichen, die aus zwei spitzen Klammern bestehen: ») Es wurden nur die öffnenden Anführungszeichen getauscht, die schließenden Anführungszeichen ebenfalls zu tauschen, wurde ganz offensichtlich vergessen.

Nr. 2 – Kein Erstzeilen-Einzug bei den Folgeabsätzen.
Der Erstzeilen-Einzug bei Folgeabsätzen ist zwar nicht zwingend, der besseren Lesbarkeit wegen aber anzuraten.

Nr. 3 – Das schlimmste Hurenkind, das mir je unter die Augen gekommen ist.
Im Originaltext steht es genau so da wie gezeigt: zwei einsame Buchstaben und ein Punkt.

All die gezeigten Fehler sind vermeintlich alles Kleinigkeiten – zumindest ist das die Meinung vieler Self-Publisher (Autoren, die ihr Buch selbst veröffentlichen. Ich sehe das vollkommen anders: Von einem Buch mit üblichem Marktpreis erwarte ich auch den üblichen, also professionell gesetzten Inhalt. Vom Inhalt ganz zu schweigen …

12. Fehler im Text

Auch noch zu erwähnen sind die vielen Fehler im Text. Das Buch wurde also definitiv nicht Korrektur gelesen – von einem Lektorat ganz zu schweigen.

Der Text hat viele Tippfehler, außerdem fehlen Anführungszeichen, Personen haben falsche und/oder unterschiedlich geschriebene Namen (z. B.»Christoph« und »Christof«), und so weiter und so weiter. In dem 120 Seiten dünnen Buch habe ich weit über 300 Fehler entdeckt. Dabei habe ich es nicht lektoriert, sondern nur gelesen. Beim normalen Lesen fallen einem aber deutlich weniger Fehler auf als beim Lektorieren. Das liegt in der Natur der Sache und hat folgende Bewandtnis: Das menschliche Gehirn ist darauf ausgerichtet, einen Text zu verstehen. Sobald es ihn verstanden hat, ist es zufrieden und will mit Fehlern nichts zu tun haben. Aus diesem Grund werden Fehler so überaus leicht übersehen. Wie leicht selbst ein völlig falsch getrennter Text zu verstehen ist, zeigt dieses Beispiel.

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