Die sogenannten »Wolf-Schneider-Regeln« für gutes Schreiben
Die Wolf-Schneider-Regeln sind Tipps für das Schreiben klarer, verständlicher und prägnanter Texte, die vom deutschen Journalisten und Sprachkritiker Wolf Schneider entwickelt wurden. Schneider, der für seine Arbeiten zur Sprachpflege und journalistischen Qualität bekannt ist, hat diese Regeln formuliert, um Autoren, insbesondere Journalisten, zu helfen, ihre Texte leserfreundlicher und effektiver zu gestalten.
Hier einige der wichtigsten Wolf-Schneider-Regeln:
Kurze Sätze: Verwenden Sie kurze Sätze, um die Lesbarkeit zu verbessern. Lange Sätze können verwirrend sein und den Leser ermüden.
Aktive Verben: Bevorzugen Sie aktive Verben gegenüber passiven Konstruktionen. Das macht Texte lebendiger und direkter.
Konkrete Sprache: Vermeiden Sie abstrakte Begriffe und benutzen Sie konkrete, anschauliche Sprache, um Bilder im Kopf des Lesers zu erzeugen.
Klarheit und Einfachheit: Schreiben Sie so klar und einfach wie möglich. Vermeiden Sie Fachjargon und komplizierte Formulierungen.
Verben statt Substantive: Verwenden Sie Verben anstelle von Substantivierungen, um den Text dynamischer zu gestalten.
Redundanzen vermeiden: Streichen Sie überflüssige Wörter und Phrasen, die keinen zusätzlichen Informationswert bieten.
Bildhafte Sprache: Nutzen Sie Metaphern und Vergleiche, um abstrakte Konzepte verständlich zu machen.
Verständlichkeit: Schreiben Sie so, dass jeder den Text verstehen kann, unabhängig von seinem Bildungshintergrund.
Leserorientierung: Denken Sie immer an den Leser und schreiben Sie aus seiner Perspektive. Was könnte ihn interessieren? Was muss er wissen?
Diese Regeln helfen dabei, Texte zu verfassen, die klar, präzise und ansprechend sind. Sie sind besonders nützlich für Journalisten, aber auch für andere, die ihre schriftliche Kommunikation verbessern möchten. Wolf Schneider hat diese Prinzipien in seinen zahlreichen Büchern und Kursen über gutes Schreiben und Journalismus immer wieder betont und vermittelt.
Um zu verstehen, wie die Regeln gemeint sind, hier ein paar Beispiele.
Beispiele für die Wolf-Schneider-Regeln
Kurze Sätze
Lang: »Aufgrund der schwierigen Wetterbedingungen, die durch einen unerwarteten Kälteeinbruch in der Nacht verursacht wurden, war es den Rettungskräften nicht möglich, die in Not geratenen Wanderer rechtzeitig zu erreichen.«
Kurz: »Wegen des plötzlichen Kälteeinbruchs konnten die Rettungskräfte die Wanderer nicht rechtzeitig erreichen.«
Aktive Verben
Passiv: »Der Bericht wurde von der Kommission veröffentlicht.«
Aktiv: »Die Kommission veröffentlichte den Bericht.«
Konkrete Sprache
Abstrakt: »Das Unternehmen erlebte eine signifikante Steigerung seiner Gewinne.«
Konkret: »Das Unternehmen verdoppelte seine Gewinne.«
Klarheit und Einfachheit
Kompliziert: »Die Implementierung der neuen Softwarelösung führte zu einer Optimierung der betrieblichen Abläufe.«
Einfach: »Die neue Software verbessert die Abläufe im Unternehmen.«
Verben statt Substantive
Substantivierung: »Die Erarbeitung eines Plans zur Reduzierung der Kosten ist notwendig.«
Verb: »Es ist notwendig, die Kosten zu reduzieren.«
Redundanzen vermeiden
Redundant: »Der Grund dafür, dass sie zu spät kamen, lag darin, dass sie im Stau standen.«
Prägnant: »Sie kamen zu spät, weil sie im Stau standen.«
Bildhafte Sprache
Nicht anschaulich: »Die Einführung des neuen Produkts verlief erfolgreich.«
Anschaulich: »Das neue Produkt schlug ein wie eine Bombe.«
Verständlichkeit
Unverständlich: »Die adäquate Evaluierung der synoptischen Analyse erfordert eine intensive Beschäftigung mit den variablen Daten.«
Verständlich: »Um die Analyse zu verstehen, muss man sich mit den Daten beschäftigen.«
Leserorientierung
Leserunfreundlich: »Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass der Klimawandel erhebliche Auswirkungen auf die globale Landwirtschaft hat.«
Leserorientiert: »Wie der Klimawandel Ihre Lebensmittel beeinflusst.«
Diese Beispiele verdeutlichen, wie die Anwendung der Wolf-Schneider-Regeln Texte klarer, präziser und ansprechender machen kann.
Der weltweit bekannte Schriftsteller Stephen King hat in seinem Buch »Das Leben und das Schreiben« auch etliche Schreibtipps gegeben. Leider hält er sich selbst beim Schreiben seiner eigenen Bücher leider nicht daran. So gibt er zum Beispiel den Tipp, so wenige Adjektive wie möglich zu benutzen. In seinen Büchern wimmeln es nur so von Adjektiven …
Im Prinzip sind das alles Beispiele, die zeigen, wie man etwas auf den Punkt bringt
oder anders ausgedrückt:
In der Kürze liegt die Würze
Genauso ist es, lieber Axel. In aller Kürze auf den Punkt gebracht …
In unserem Übersetzungsbusiness sind wir oft mit den, wie wir es nennen, ‚BlaBlaPhrasen‘ konfrontiert. Und es kommt tatsächlich vor, dass ich Kunden darauf aufmerksam mache, dass der Ausgangstext leserfreundlicher gestaltetet werden sollte. Oftmals ist die Übersetzung tatsächlich besser als das Original – die oben beschriebenen Punkte sind großartig!