Wie man Sprache verhunzt: Gendersprech und Genderwahn

Diesen Artikel über Genderwahn habe ich vor drei Jahren geschrieben – leider ist er aktueller denn je.

Bereits in der Überschrift ist ein Wort zu sehen, das ich grauenhaft finde: Sprech. Wer – zum Teufel – hat diesen Begriff eigentlich erfunden? Ich glaube, wir haben ihn George Orwell und seiner Dystopie 1984 zu verdanken, und jedes Mal, wenn ich dieses Wort höre oder lese, schüttelt’s mich.

Dabei frage ich mich auch, wer und warum ihn so dringend benötigt? Reicht der Begriff Sprache nicht mehr aus? Wir Deutsch*innen haben ohnehin einen Wortschatz, um den uns andere beneiden (könnten), denn er umfasst rund 500.000 Wörter. Im DUDEN finden wir rund 145.000 Wörter. Von denen benutzt der Durchschnittsdeutsche aktiv rund 2.500, der überdurchschnittlich gebildete Deutsche deutlich mehr.

Am meisten Wörter hat übrigens die englische Sprache – mit rund 750.000 Wörtern.

Sprache

Sprache, geschrieben und gesprochen, dient zur Kommunikation. Ich will dir etwas mitteilen, also spreche oder schreibe ich. Und zwar so, dass die Wahrscheinlichkeit, dass du verstehst, was ich meine, sehr hoch ist. Trotzdem gibt es Missverständnisse ohne Ende, weil nicht darauf ankommt, was ich sage, sondern wie mein Gegenüber mich versteht bzw. verstehen will. Und meiner ganz persönlichen Erfahrung nach sind Missverständnisse vor allem dann vorprogrammiert, wenn ich etwas sage, das auch nur im Geringsten nach Kritik riecht. Aber das nur nebenbei …

Ausdrucksweise

Also komme ich zu dem Thema, das mir – mal wieder – aufgestoßen ist: die genderneutrale Ausdrucksweise. Vor ein paar Tagen habe ich die Talkshow 3nach9 (Radio Bremen) angeschaut. Unter den Gäst*innen war u. a. die Moderatorin Dunja Hayali, und die bemühte sich sehr um einen korrekten Gendersprech, so sagte sie zum Beispiel: Politiker*innen, Polizist*innen, Bäcker*innen etc.

Mensch*innen?

Einem Menschen (konsequenterweise: Mensch*in) zuzuhören, die anderen Mensch*innen gendergerecht mitteilt, was sie zu sagen hat, ist schlichtweg eine Qual: Unternehmer*innen, Virolog*innen, Ärzt*innen, Baggerfahrer*innen, Lehrer*innen, Nachbar*innen, Student*innen und so weiter und so weiter …

Allerdings hat auch Frau Hayali vergesslicherweise von Menschen gesprochen. Ob ihr das wieder einen Shitstorm auf den sozialen Medien einbringen wird? Vermutlich, schließlich ist der Begriff der Mensch auch diskriminierend und keinesfalls geschlechterneutral, oder vielleicht doch nicht?

Autor*innen?

Was mich betrifft, so werde ich sprechen, wie ich es immer schon mache. Werde also von Autoren sprechen/schreiben, wenn ich schreibende Zeitgenossen im Allgemeinen meine. Auf Autor*innen, oder AutorInnen, oder Autor_innen, oder Autor:innen, oder Autor(innen) verzichte ich. Ich verzichte deshalb darauf, weil diese geschlechterneutralen Begriffe meiner Meinung nach unsere Sprache verhunzen. Geschrieben und gesprochen gleichermaßen. Und wenn ich was nicht leiden kann, dann ist es verhunzte Sprache.

Der Gendersprech kann mich mal

Ich liebe eine klare und leicht verständliche Ausdrucksweise. Begriffe wie Zuschauende (statt Zuschauer), Studierende (statt Studenten) kommen mir nicht über die Lippen/auf die Tasten. Der Gendersprech geht mir schlichtweg am Allerwertesten vorbei. Und in diesem Zusammenhang interessiert mich auch der Gender-DUDEN (mit seinen rund 3.000 neuen Wörtern) nicht. Denn den DUDEN (verantwortlich dafür ist nicht der DUDEN, sondern der Rat für deutsche Rechtschreibung) und seine teilweise unlogischen und oft gar nicht nachzuvollziehenden Regeln hab ich auch auf dem Kieker, deshalb werden in Zukunft in meinen Artikeln (und Büchern) keine Gendersternchen mehr zu sehen sein, die heutigen Sternchen sind eine Ausnahme.

Links zum Thema:
Spiegel
Der Bürgerinnen- und Bürgermeister
Genderwahn

Hörfehler?

Und hier noch ein drei Jahre altes Video von Dr. Erwin Lammenett, der dem Gendersprech genauso verständnislos gegenübersteht wie ich:

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Interessante und angenehm kurze Informationen über Sprache allgemein gibt es auf der Website von EF Education.

Gendersprache – Verbot

Aktuelle Information: In Bayern ist Gendersprache, also Gendersternchen, -lücken etc., in Schulen und Behörden nicht mehr erlaubt. In meinen Augen eine sehr vernünftige Entscheidung.

Die Bundesschülerkonferenz hingegen sieht das anders:

zitat

Ich sage dazu: Unsinn! Denn wir haben jede Menge Rechtschreibregeln, die uns vorschreiben, wie wir zu schreiben haben. Allerdings gibt es Zeitgenossen, die tatsächlich schreiben, wie sie wollen. Was dabei herauskommt, ist hier zu sehen.

Dass es viele Regeln gibt, die ich ebenfalls unsinnig finde, steht auf einem anderen Blatt bzw. in diversen Blogartikeln. Unter anderem in diesem hier:

buchsatz-handvoll

PS: Heute bin ich im Zusammenhang mit Gendersprache über einen Begriff gestolpert, der mir gut gefällt: Muskelkatze. Was das wohl sein könnte …

katze

Ein Kommentar

  1. An diesem Sprachquatsch werde ich mich auch nicht beteiligen, vor allem diese Sternchen … die stören nur den Sprachfluss. Der Plural ist für alle da, außerdem wird für ihn der weibliche Artikel benutzt, das reicht mir. Bei Einzelbezeichnungen ist es möglich, das jeweilige Geschlecht korrekt zu bezeichnen (meistens jedenfalls).
    Als Buchautorin habe ich mir schon Gedanken darüber gemacht, ob und inwieweit ich das Ganze da einfließen lassen muss. Und da geht es mir wie mit der gesprochenen Sprache: Wenn es den Lesefluss stört, verzichte ich drauf. Da ich viel Fantasy schreibe, kann ich wohl auf viele Formulierungen verzichten, die in anderer Literatur jemandem sauer aufstoßen könnten.
    Die Sprache folgt dem Leben. Und sie wird sich von selbst verändern, wenn Frauen im Leben anders dastehen und (von der Männerwelt) anders akzeptiert werden. Das passiert schon hier und da, aber von einer echten Gleichheit sind wir noch weit entfernt. Künstlicher “Sprech” wird das nicht beschleunigen.

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