Frage: Ist die neue deutsche Rechtschreibung ein schlechter Witz?
Antwort: Die neue deutsche Rechtschreibung ist in vielen Punkten kein schlechter, sondern überhaupt kein Witz!
So ist sie auch in Bezug auf Maß- und Mengenangaben in meinen Augen oft unlogisch und (für mich) schwer oder gar nicht nachvollziehbar.
Doch von Anfang an.
Beim Korrekturlesen bin ich über ein Wort gestolpert, bei dem ich mir nicht zu 100 % sicher war, wie es geschrieben wird. Das Wort heißt »handvoll«. Ich würde es genau so schreiben, also klein. Grund: Weil es gut, also richtig aussieht. Ich erkenne fehlerhafte Wörter nämlich oft an ihrem Aussehen, weil sich in meinem Gehirn das Bild eines Wortes bereits eingeprägt hat. Ein fehlerhaft geschriebenes Wort fällt mir also auf. Bei dem klein geschriebenen handvoll ist mir nichts aufgefallen. Außer: Ich weiß, wie unlogisch die neue deutsche Rechtschreibung ist, deshalb schaue ich oft nach – um sicherzugehen. Zumindest mache ich das bei Texten, die ich beruflich bearbeite. Privat schreibe ich, wie ich es für richtig halte – und vieles war auch mal richtig, wurde nur durch die neue deutsche Rechtschreibung verhunzt.
So, zum Ausgangspunkt zurück, zu dem Begriff handvoll.
Beispiel: Er gab ihr eine handvoll Kirschen.
Handvoll ist in meinen Augen eine Mengenangabe, ersetzt also eine Zahl. Ich könnte auch schreiben: Er gab ihr sieben Kirschen. Zahlwörter werden immer kleingeschrieben!
Nebenbei: Den Begriff kleingeschrieben schreibt man zusammen, selbst gebacken hingegen schreibt man getrennt. Warum? Keine Ahnung.
Was handvoll betrifft, so habe ich zur Sicherheit im Internet nachgeschaut und festgestellt, handvoll klein zu schreiben ist falsch!
Es muss heißen: Er gab ihr eine Handvoll Kirschen.
Um das zu begreifen, habe ich weiter recherchiert und bin im Zusammenhang mit dem Begriff Hand auf diverse Ungereimtheiten Wortkombinationen gestoßen. Zum Beispiel:
Das Regalbrett ist eine Hand breit. (Maßangabe)
Aber:
Fritz und Anna saßen nur eine Handbreit voneinander entfernt auf dem Sofa.
Wird eine »Maßangabe« als »Maßeinheit« verwendet, schreibt man: Handbreit. Also zusammen.
Wo ist der Unterschied zwischen einer Maßangabe und einer Mengenangabe?
Maßangabe
Eine Maßangabe beschreibt Größe, Dauer, Gewicht oder andere Eigenschaften von etwas quantitativ. Einige Merkmale von Maßangaben sind:
- Präzision: Maßangaben sind in der Regel präzise und genau, und geben die exakte Größe oder Dauer eines Elements an.
- Einheit: Maßangaben verwenden in der Regel eine bestimmte Einheit, um die Größe oder Dauer zu beschreiben, wie z. B. Meter, Kilogramm, Sekunden.
- Skalierbarkeit: Maßangaben sind in der Regel skalierbar, d. h. sie können vergrößert oder verkleinert werden, um die Größe oder Dauer von etwas zu beschreiben.
- Vergleichbarkeit: Maßangaben ermöglichen es, die Größe oder Dauer von verschiedenen Elementen miteinander zu vergleichen, da sie in der gleichen Einheit angegeben werden.
- Internationalen Standards: Maßangaben unterliegen in vielen Ländern internationalen Standards, die sicherstellen, dass sie konsistent und vergleichbar sind.
Maßeinheit
Eine Maßeinheit beschreibt die Größe oder Menge einer bestimmten physikalischen Größe. Einige Merkmale von Maßeinheiten sind:
- Sie sind standardisiert und allgemein anerkannt: Maßeinheiten werden international vereinbart und sind allgemein anerkannt, um Vergleiche und Messungen zu vereinfachen.
- Sie sind hierarchisch organisiert: Maßeinheiten sind in eine Hierarchie von Einheiten organisiert, die sich aufeinander beziehen. Zum Beispiel ist das Meter eine Einheit für Länge, die Kilometer ist eine größere Einheit, die aus 1000 Metern besteht.
Bei einer Mengenangabe hingegen verhält sich die Sache völlig anders. Dazu muss man wissen, was eine Mengenangabe ist:
Mengenangabe
Eine Mengenangabe beschreibt die Menge oder Anzahl der Elemente einer bestimmten Sache. Beispiele für Mengenangaben sind „ein Paar Schuhe“, „drei Orangen“ oder „zwei Dutzend Birnen“.
Zusammengefasst:
Mengenangaben und Maßangaben sind beide Arten von Angaben, die verwendet werden, um die Größe oder Menge von etwas zu beschreiben, aber sie haben unterschiedliche Schwerpunkte.
Maßangaben beschreiben die Größe, Dauer, Gewicht oder andere Eigenschaften von etwas quantitativ. Sie werden verwendet, um die Größe oder Dauer von etwas zu beschreiben, z. B. „20 cm lang“ oder „2 kg schwer“.
Man könnte auch sagen: Mengenangaben beschreiben die Anzahl von Elementen und Maßangaben die Größe oder Dauer von Elementen.
Mengenangaben schreibt man getrennt. Also: „Er gab ihr eine Hand voll Kirschen.“ Eine Mengenangabe kann natürlich auch eine Zahl sein. Die Zahl 7 zum Beispiel. Also: »Er gab ihr sieben Kirschen.« Zahlenangaben werden stets klein geschrieben. So steht’s im Duden.
Übrigens: kleingeschrieben sollte zusammengeschrieben werden. Warum? Keine Ahnung.
Selbst gebacken hingegen soll nicht zusammengeschrieben werden. Warum? Keine Ahnung. Ich würde es – aus logischer Sicht – zusammenschreiben. Wobei man das allerdings auch darf. Richtig ist: selbst gebacken. Ebenfalls richtig ist: selbstgebacken.
Alles klar?
Wer diesen feinen und in meinen Augen völlig unsinnigen Unterschied ausgeheckt hat und aus welchem Grund, steht leider nicht im Duden.
Das Beispiel mit handvoll steht in seiner Unlogik übrigens nicht allein da. Denn so schreibt man »Händchenhalten«, aber »Händchen haltend«. WO BITTE IST DA DIE LOGIK? Ich kann sie auch nach langem Suchen nicht entdecken!
Und ich sage es ganz offen: Meine ganz privaten Texte werde ich weiterhin genau so schreiben, wie ich es für richtig und vor allem für »schön« und logisch halte. Und deshalb nehme ich mir die Freiheit heraus, Mengenangaben folgendermaßen zu schreiben: »Er gab ihr eine handvoll Kirschen!«
Den Zeitgenossen, die die neue Rechtschreibung verbrochen haben, sollte man die Leviten lesen, denn die Schüler, die diesen Schwachsinn lernen müssen und schlechte Noten bekommen, wenn sie den Unterschied zwischen Handbreit und Hand voll nicht kapieren, tun mir leid. Denn da gibt es nichts zu kapieren. Rein gar nichts!
Nachsatz: Im obigen Zusammenhang habe ich noch eine Unsinnigkeit entdeckt:
– einen Fuß breit
– keinen Fußbreit weichen
– der Weg ist kaum fußbreit
Warum ist fußbreit als Maßangabe etwas anderes als Fußbreit als Maßeinheit?
Mannomann, ich bin schon ganz wirr im Kopf …
Für den korrenten Einsatz von dass und das gibt es eine ganz einfache Eselsbrücke:
dass = kurzes A. Beispiel: Ich will, dass du verschwindest.
das = langes A. Beispiel: Ich hätte gern das Brot.
Bravo! Das trifft den Nagel auf den Kopf.
Da saßen einige Leute jeweils mit Zertifikat über Kenntnisse der deutschen Sprache zusammen, und haben viel Geld dafür bekommen, um die Schreibweise der deutschen Sprache zu ändern. Besser wurde es nicht,nur anders. Es hat ausserdem derart verwirrt, dass Schreiber, vor Allem in Diskussionsforen, mehr Fehler machen, als vor der Rechtschreibreform. Diskussionsforen schreibe ich deshalb, da es sich hier um nicht-professionelle Verfasser von Texten handelt, für die das Weiterleiten einer Information wichtiger ist, als die deutsche Rechtschreibung. Sehr häufig findet man, dass die Konjunktion „dass“ lediglich mit einem „s“ geschrieben wird. Das ist schlechter, als dieses Wort mit „Scharf-S“ (ß) zu schreiben.
Ich selbst bin in die Falle getappt, ich meinte, ich weiss, dass ich richtig schreiben muß. Die Regel, welches „s“ wann verwendet werden soll, ist mir nicht schlüssig. Auch, das Vorkommen von dreifach-Konsonanten in zusammengesetzten Wörtern finde ich, rein optisch, eher störend.
Eine Reform hätte der deutschen Rechtschreibung sicher gut getan, was aber hier stattgefunden hatte, war lediglich eine Änderung, aber keine Verbesserung.
Ein Vorschlag von mir wäre gewesen, das deutsche „sch“ in „sh“ zu ändern. Das hätte Deutsch-Lernenden das Erlernen der Sprache ein ganz klein Wenig erleichtert, da dies in allen anderen Sprachen üblich ist.
So wird beispielsweise das kyrillische Zeichen Ч bei uns durch vier Zeichen dargestellt (tsch)! Vier Zeichen für einen Laut.
Wann kommt die Reform der Reform?
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Hlawatsch